Die System-Upgrade-Odyssee ODER Ringkampf mit einem Schuppentier

Pangolin

Vor ein paar Wochen hielt ich es für eine gute Idee, nun doch einmal mein Ubuntu-Betriebs­system zu aktualisieren. Während bei mir noch Natty Narwhal (11.04) lief, war bereits Precise Pangolin (12.04) im Umlauf. Mein Ziel war es also – ohne völlige Neuinstallation –, von Natty auf Oneiric auf Precise zu aktualisieren. So nahm das Unheil seinen Lauf.

1. Hürde: Oneiric -> Precise

ERROR Dist-upgrade failed: 'E:Fehler: Unterbrechungen durch pkgProblemResolver::Resolve hervorgerufen; dies könnte durch zurückgehaltene Pakete verursacht worden sein.'

Also … irgendetwas Installiertes steht wie eine Kuh auf den Gleisen? Eine Log-Datei von Interesse zum versuchten Upgrade ist zu finden unter /var/log/dist-upgrade/apt.log. Das war allerdings für mich Neuland. Das häufig auftauchende Schlüsselwort „Broken“ schien aber eine gute Fährte zu sein. Interessant wurde dann folgende Entdeckung:

Broken libopencv...
  Considering libcv...
Broken libcv...
  Considering libopencv...

Da dreht sich doch etwas im Kreis? Tatsächlich, nachdem ich libopencv und libcv deinstalliert hatte, lief das Upgrade auf Precise.

2. Drama: Der Grafiktreiber


Update vom 18.06.12: Mit dem NVIDIA-Treiber 302.17 scheint das Problem behoben zu sein. Dafür am besten das X Updates-PPA einbinden.


Update vom 19.06.12: Vielleicht auch nicht. Vielleicht habe ich auch einfach nur Pech und es liegt noch mehr im Argen als nur der Grafiktreiber.


Update vom 29.06.12: Weiterhin Freezes. Bin wieder bei Nouveau.


Update vom 30.06.12: Neverending story. Auch mit Nouveau Freezes. Mit dem Linux-Kernel 3.2 ging es wohl bergab. Hoffentlich bleibt mir der Scheiß bei meinem neuen Rechner erspart. Was ich noch probieren könnte, ist GRUB als Boot-Option intel_iommu=off mitzugeben. Das hat wohl bei Leuten mit ähnlichen Problemen geholfen.


Zuerst fiel mir nur auf, dass es in Unity Darstellungsfehler gab – verzerrte Desktopsymbole, verflackernter Hintergrund bei transparenten Flächen. Ähnliches fand sich dann aber auch mit der GNOME Shell. Trat ein Darstellungsfehler erst auf, spielte sich der Rest auch nur noch in Rucklern ab. Auch komplette Freezes kamen vor, bei denen nur noch ein Kaltstart half.

Was nun, wie ich vermute, die Ursache war: Die Kombination aus neuem Linux-Kernel + aktuellem NVIDIA-Treiber + meine uralte NVIDIA-Grafikkarte. Auf jeden Fall sind Probleme mit dem NVIDIA-Treiber bekannt.

Mein erster Ansatz war es, die noch neuere Version 295.53 aus dem X Updates-PPA zu nehmen, anstatt der Version 295.44 aus dem Standard-PPA. Nun, es hat nullkommanichts gebracht.

Schließlich wechselte ich zum OpenSource-Treiber „Nouveau“. Jetzt läuft alles relativ stabil, aber leider mit starken Abstrichen. Auch nur halbwegs anspruchsvolle 3D-Anwendungen kann ich vergessen – Minecraft lief zuletzt mit OptiFine, Sichtweite „Short“ und kleinem Fenster mit 20 FPS.

Währenddessen Gelerntes

  • Unity und GNOME Shell können nicht in friedlicher Koexistenz neben­einander liegen. Während Unity Compiz als Fensterverwaltung benötigt, startet GNOME Shell erst gar nicht, wenn Compiz läuft.
  • Mit gnome-session-quit --force-logout kann man sich abmelden. Der Login-Screen ist der sichere Hafen, der (fast) immer funktioniert.
  • Mit sudo service lightdm restart startet man die Desktopverwaltung neu. In der Regel wird man dadurch auch ausgeloggt und landet wieder beim Login-Screen.
  • Grafiktreiber sollte man wirklich nicht einfach per apt-get remove deinstallieren. Das birgt viel Unheil. Stattdessen über die GUI „Zusätzliche Treiber“ gehen.

• Im X Updates-PPA liegt mittlerweile der NVIDIA-Treiber 302.17. Ich muss mich mal informieren, ob damit das Problem behoben sein könnte.

• Weder GNOME Shell noch Unity überzeugen mich so richtig. Dass die GNOME Shell quasi nur aus JavaScript und CSS besteht, finde ich auch fragwürdig. Ich meine: JavaScript! – ich bitte euch!

• Um dem auch etwas Positives abzugewinnen: Mein Linux-Fu ist wieder leicht stärker geworden.

• Oh, aber 720p-Videos lassen sich ohne Murren abspielen. Anime, yey~.